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Der Coach des ungeschlagenen Bayernliga-Tabellenführers Rainer Zerwesz im Interview
„Noch ist nix passiert“
03.11.2014 - 21:50 - Vereine - EHC Waldkraiburg - veröffentlicht von Norman Flaake - Verfasser: Michael Gößl
 
Der dreimalige Deutsche Meister mit der Düsseldorfer EG Rainer Zerwesz steht seit dieser Spielzeit als Cheftrainer an der Bande des EHC Waldkraiburg. Mit Erfolg: In den ersten acht Spielen holten die Industriestädter acht Siege. Im Interview spricht der 45-Jährige Neuling im Seniorenbereich unter anderem über die ersten Wochen, seine Mannschaft und die Belastungen, die der Trainerjob mit sich bringt.

Rainer Zerwesz, das erste Drittel der Hauptrunde ist vorüber, die „Löwen" stehen ungeschlagen auf Platz 1 der Bayernliga-Tabelle. Wie lautet ihr bisheriges Fazit:

Insgesamt bin ich natürlich sehr zufrieden. Wir sind immer ans Limit gegangen, haben uns nie aufgegeben und deshalb auch die knappen Spiele immer gewonnen - und das auch nicht immer unverdient. Der Teamgeist, die Bereitschaft und der Wille sind sehr, sehr gut.

Sie haben es angesprochen: Der Vorwurf, man habe oft „glücklich" gewonnen. Wie haben Sie das empfunden?

Wenn man acht Spiele in Folge gewinnt, sind sicherlich ein, zwei dabei, die man glücklich gewonnen hat. Aber: Wenn man sieben davon nach 60 Minuten und nicht erst im Penaltyschießen gewinnt, zeigt das auch die Qualität der Mannschaft. Qualität setzt sich nun mal durch. Klar hatten wir mal Scheibenglück, aber wir haben auch immer an uns geglaubt und das hat uns bisher diese mentale Stärke gegeben, die uns auszeichnet.

Im Sommer wurden sieben neue Spieler zum EHC Waldkraiburg geholt unter anderem auch mit Jakub Marek ein neuer Kontingentspieler. Wie zufrieden sind Sie bisher mit den Neuzugängen?

Alle haben sehr gut eingeschlagen, auch die jungen Spieler haben sich hervorragend eingefügt. Für sie freut es mich besonders, dass sie auch jedes Spiel spielen, ihre Chance kriegen und auch immer besser werden. Mit Jakub Marek haben wir einen Spieler gekriegt, der in jeder Partie sehr, sehr hart fürs Team arbeitet und auch defensiv vollen Einsatz zeigt. Ich brauche keinen, der nur auf Show spielt und der Mannschaft nichts bringt - ich bin jemand, der ans Kollektiv glaubt und nicht an einzelne „Stars". Darum passt er sehr gut rein.

Kritiker behaupten aber, der ausländische Kontingentspieler müsse Spiele entscheiden?

Bisher haben wir alle Spiele für uns entschieden. Die Tiefe unserer Mannschaft ist ein Grund für den jetzigen Erfolg. Alle drei Reihen können bei uns Tore schießen. Ich brauche keinen, der an der blauen Linie auf die Scheibe wartet, 80 oder 100 Punkte macht aber seine Aufgaben nicht erfüllt. Davon war ich noch nie ein Fan und so ein Spieler kann eine Mannschaft auch zerstören.

Sie sind jemand, der Eishockey „lebt" und sich auch voll drauf einlässt. Sie sind jetzt erstmals Chefcoach einer Seniorenmannschaft in einer anspruchsvollen Liga, die immer mehr professionelle Züge annimmt. Wie waren für Sie die erste Wochen?

Natürlich habe ich mich auch unter Druck gesetzt und war vor den Spielen oft nervös. Ich versuche ja immer das Maximale aus der Mannschaft und mir herauszuholen- sowas zehrt natürlich an der Substanz. Im Moment hat der Druck etwas abgenommen, weil wir einen super Start hatten. Ich sehe, dass wir eine sehr konkurrenzfähige Mannschaft haben und auch wenn es ein hoher Zeitaufwand ist, lässt sich alles auch neben meinem Job sehr gut managen.

Der Zuschauerzuspruch steigert sich- wenn auch langsam. Gegen Memmingen waren mindestens 800 Leute im Stadion. Wie erlebt das der Trainer?

Für Oktober und dieses Wetter fand ich den Zuspruch sehr gut und man merkt in jedem Spiel, dass die Leistung honoriert wird. In der Stadt ist jetzt eine gewisse Euphorie da, der EHC ist Gesprächsthema- eben weil wir wirklich sehr erfolgreich sind und auch Werbung für den Sport machen. Aber ich hoffe natürlich, dass der Zuspruch weiter steigt, denn die Fans sind wirklich wichtig für uns!

Wie lautet die Marschroute für die nächsten, harten Wochen für den Tabellenführer?

Wir haben vielleicht acht Spiele gewonnen, aber noch nicht wirklich etwas erreicht. Klar ist ein guter Saisonstart wichtig, aber im Endeffekt ist noch nix passiert. Die heiße Phase kommt erst ab Januar- dann muss die Mannschaft topfit sein und darauf arbeiten wir hin. Keiner darf glauben, wir wären jetzt die Größten und können den Bogen überspannen. Am Teppich bleiben und hart arbeiten-das war schon immer meine Devise und so erwarte ich es auch von der Mannschaft.

 
 
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