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Die Rauchbombe 2012 in Schweinfurter Icedome: Nun werden die Schuldigen vor Gericht endlich bestraft
19.02.2015 - 16:27 - BLL - Landesligen - Allgemein - veröffentlicht von Norman Flaake - Verfasser: michael horling
 
SCHWEINFURT / SONTHOFEN - Der 4. März 2012 war ein einschneidender im Leben der Tanja Kriegelstein. Die Hundeführein aus Hessen hatte ehrenamtlichen Dienst als Ordnerin beim brisanten Eishockeyspiel der Mighty Dogs gegen Sonthofen, als Fans der Gäste im Schweinfurter Icedome eine Rauchbombe zündeten und der damals 34-Jährigen schwerste Verletzungen der Lunge zufügten. Die Frage nach der Schuld entwickelte sich danach zu einem kleinen Justizskandal, auch wenn Gerechtigkeit nun in Sicht ist.

Rückblende: Im April 2013 kam es im Sonthofener Amtsgericht zum an sich entscheidenden Prozess. Doch der damals 21 Jahre alte Hauptangeklagte wurde nach der Vernehmung von 23 Zeugen aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Weil man ihm das Zünden der Rauchbombe nicht nachweisen konnte. Wichtige Zeugen konnten sich an nichts mehr erinnern. Darunter zwei junge Männer, die dem selben Fanclub abgehörten wie der Hauptangeklagte...

Doch im Dezember 2014 kam es erneut zu einem Prozess. Acht Angeklagte standen wegen uneidlicher Falschaussage und der Anstiftung dazu vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Sonthofen. Ein bisschen spielte der Zufall eine Rolle, dass erneut verhandelt wurde. Denn der Haupttäter, der vermutliche Zünder der Bombe, wurde bei einem anderen Eishockeyspiel erwischt, als er die Memminger Eishalle mit Grafitti beschmieren wollte. Ein ermittelnder Polizist beschlagnahmte danach Handys, ließ Wohnungen und PC´s durchsuchen. So kam heraus, dass der Hauptangeklagte tatsächlich im Icedome zündete und auf der Heimfahrt im Bus sogar mit der Tat prahlte. Von seinen Freunden aber wurde er mehr als zwei Jahre lang gedeckt.

Alle Angeklagten des neuerlichen Verfahrens gestanden! Auch der Zünder der Rauchbombe. Geldstrafen und Dauerarrest waren die Folge für die jugendlichen Täter. Der Hauptangeklagte wurde zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Eine weibliche Angeklagte entschuldigte sich mittlerweile mit einem Brief bei der Geschädigten.

Wohl im April oder Mai geht es nun vor Gericht aber weiter. Der Haupttäter wurde im Dezember ja nur wegen der Falschaussage verurteilt. Nun geht es demnächst um die gefährliche Körperverletzung durch die Rauchbombe im Schweinfurter Icedome. Sogar gegen einen Polizisten, der dem inzwischen aufgelösten Sonthofener Fanclub angehörte, der zivil in Schweinfurt im Icedome weilte, wird mittlerweile ermittelt.

Auch den zivilrechtlichen Prozess bereiten Tanja Kriegelstein und ihre Anwältin gerade vor. Die Mutter zweier Kinder erlitt damals durch die Rauchbombe an ihren Bronchien starke Verätzungen, die maximale Lungenfunktion wird bei ihr dauerhaft für den Rest des Lebens bei ca. 49 Prozent eines gesunden Menschen liegen. Mehrere tausend Euro musste Tanja Kriegelstein bislang selbst bezahlen für ihre Behandlung, da sich ohne eine Klärung der Schuld niemand zur Übernahme der Kosten bereit erklärte. Die Berufsgenossenschaft bewilligte ihr mittlerweile zumindest eine kleine monatliche Rente.

Ein rechtlicher Hinweis: Unsere Bilder mit den Sonthofener Fans entstanden genau in dem Moment, als die Ruchbombe gezündet wurde. Auf den Fotos aber ist der Täter nicht zu erkennen, lediglich an der Tat nicht beteiligte Anhänger der Gäste.

 
 
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