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Luchse ziehen gegen Mittenwald den Kürzeren
Krimi ohne Happy End
16.11.2021 - 19:33 - BBZL - Bezirksligen - Allgemein - veröffentlicht von Joachim Karl - Verfasser: Benjamin Dornow - Quelle: Meldung Homepage Münchner EK
 

Wer das erste Heimspiel der Münchner Luchse seit 21 Monaten besucht hat, hat definitiv einen tollen Eishockeyabend erlebt. Tore, harte Checks und Spannung bis zur letzten Sekunde. Nur eins hat dem Spiel aus Sicht der Gastgeber und ihrer Unterstützer gefehlt – ein Happy End für den MEK. Die Luchse mussten sich dem EV Mittenwald äußerst knapp mit 2-3 geschlagen geben.

Ein guter Anfang mit einem unglücklichen Ende

Personell gab es vor Anpfiff schlechte Nachrichten für die Münchner. Die Luchse mussten verletzungsbedingt auf Konny Böhmer und Daniel Embacher verzichten. Außerdem ging Erstreihenstürmer Simon Klopstock mit einer am Vortag in Gebensbach erlittenen Prellung am Oberschenkel aufs Eis. Auch Coach Tobias Knallinger fehlte am Samstag hinter der Bande. Als Ersatz sprang der sportliche Leiter Joachim Karl-Zuppardo ein. Insgesamt also nicht die besten Voraussetzungen vor dem Match gegen eine Mannschaft, die vor zwei Jahren noch von der Spitze der bayrischen Bezirksligawelt grüßte.

Die angespannte Personalsituation merkte man den Münchnern allerdings kaum an. Die Luchse gingen mit vier Reihen ins Spiel, und der Plan, dem favorisierten Gegner mit vollem Einsatz und schnellen Wechseln einzuheizen, ging voll auf. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase waren in der fünften Minute erstmals die Münchner Unterzahlformationen gefordert. Hier wurde es das erste Mal richtig gefährlich vorm Luchse-Tor. Ein Querpass von Corey Morgan fand einen Mittenwalder Sturmkollegen, der die verwaiste rechte Seite des Münchner Tors im Visier hatte. Glücklicherweise traf er die Scheibe jedoch nicht, sodass das Powerplay der Gäste ohne Treffer verstrich. Auch das zweite Unterzahlspiel des Abends überstanden die Luchse schadlos und ließen dabei nur wenige Chancen für die Gäste zu.

Die Luchse spielten jedoch auch munter mit und erspielten sich ihre Chancen. Nachdem die Unterzahlspiele überstanden waren, waren es nun die Münchner, die in die Offensive gingen. In der 18. Minute wanderte Moritz Neumeier auf die Strafbank und gab den Gastgebern die Gelegenheit, mit einem Mann mehr auf dem Eis zu spielen. Hier zeigten die Münchner ein anderes Powerplay als zuletzt, denn diesmal ging die Scheibe zügig in Richtung Mittenwalder Gehäuse. Als eine Minute später ein zweiter EVM-Spieler auf die Strafbank wanderte, bot sich die goldene Gelegenheit, eine Minute vor Drittelende den Torreigen zu eröffnen. Tatsächlich sollte vor der ersten Pause auch ein Treffer fallen – allerdings nicht so, wie es sich die Luchse erhofft hatten.

Gegen drei Mittenwalder sollte es die erste Münchner Sturmformation richten. Nach gewonnenem Bully wurde der Puck in Richtung blaue Linie zurückgespielt und sprang dem dort wartenden Luchse-Verteidiger über den Schläger. Ob es nun ein nicht ganz flacher Pass war oder das manchmal etwas unberechenbare Eis des offenen Münchner Weststadions eine Rolle spielte war egal, denn von allen Mittenwalder Stürmern war es ausgerechnet Corey Morgan, der dem Puck hinterhersprintete. Gegen den wohl schnellsten Spieler der Liga hatten weder Simon Langnickel noch Alex van gen Hassend eine Chance, einen Alleingang zu verhindern. Morgan lief auf Jan Kumerics zu, spielte den Münchner Schlussmann aus und legte den Puck zum 1-0 Führungstreffer in doppelter Unterzahl am Münchner Schlussmann vorbei. Ein sehenswerter Treffer zum richtigen Zeitpunkt, denn mit diesem Spielstand ging es auch in die erste Drittelpause.

Checks und Tore im dichten Nebel

Ohne Trainer waren die Spieler selbst gefragt, sich in der Kabine zu sammeln und eine Marschroute für den zweiten Abschnitt vorzugeben. Tatsächlich schien das recht gut zu funktionieren, denn die Münchner eröffneten das Mitteldrittel mit voller Offensivpower und gaben sich selbst und den meisten der 52 Zuschauer Anlass zum Jubeln.

Aufgrund einer weiteren Strafe gegen die Gäste kurz vor Ende des ersten Drittels starteten die Luchse mit gut einer Minute doppelter Überzahl in die zweiten zwanzig Minuten. Hier schafften es die Luchse zwar noch nicht, gefährlich vor das Mittenwalder Gehäuse zu kommen, doch die Gäste schafften es in dieser Phase nicht, die Strafbank zu vermeiden. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff setzte es die nächste Strafe gegen den EVM, und diesmal schlugen die Luchse zu. Der Puck lief in Überzahl gut, und nach einigen Pässen fand schließlich Christian Steinmetz die Lücke in der Gästeabwehr. Steini fand Raphael Cera frei im Slot, der den Puck zum verdienten Ausgleich im Gästetor versenkte. Nach gut 83 Minuten konnten Spieler wie Fans endlich den ersten Münchner Saisontreffer feiern.

Die Energie auf der Münchner Bank sowie auf dem Eis war nun für jedermann spürbar. Simon Klopstock diente erneut als Sinnbild für die aktuelle Gemütslage der Luchse. Vom Bully nach dem Ausgleichstreffer weg eroberte er in einer Aktion puren Willens den Puck, zog in Richtung gegnerisches Drittel und konnte nur per Foul gestoppt werden. Sieben Sekunden nach dem 1-1 erarbeiteten sich die Münchner das nächste Überzahlspiel. Die Münchner ließen nicht nach und wollten das Momentum auf ihrer Seite halten.

Diesmal hielten die Mittenwalder Unterzahlformationen den Bemühungen der Gastgeber jedoch stand und konnten direkt danach selbst in Überzahl antreten. Anstatt möglicherweise selbst wieder in Rückstand zu geraten, betrieben die Luchse jedoch Wiedergutmachung für den eigenen Reifenplatzer in Überzahl. Die Gäste wurden schon im Mitteldrittel beim Aufbau gestört, und bei einem der Forechecks konnte Christian Steinmetz den Puck erobern und seinen Gegenspielern enteilen. Steini lief allein auf Josef Kraus zu und ließ den Puck hinter dem EVM-Schlussmann in den Maschen zappeln. Ein Tor in Überzahl, ein Tor in Unterzahl – die Special Teams brachten die Luchse verdient in Führung.

Ab Mitte des zweiten Drittels nahm die Wetterlage zunehmend Einfluss auf das Geschehen im Weststadion. Dichter Nebel legte sich auf der Eisfläche nieder und sorgte für erschwerte Sicht sowohl auf dem Eis als auch auf den Zuschauerplätzen rund um das Spielfeld. Das Spiel etwas ruppiger, und einige Luchse mussten körperlich einstecken. Alex Killinger musste nach einem diesmal mit dem Kopf geblockten Puck ein Weilchen auf der Spielerbank Platz nehmen. Verteidigerkollege Leon Axtner musste das Spiel verletzungsbedingt gegen Mitte des zweiten Drittels verlassen. Amin Reisinger, der den ganzen Abend mit hervorragendem Einsatz spielte, bekam ebenfalls diverse schmerzhafte Pucks und Checks ab und fuhr häufig vor Schmerzen gekrümmt, aber mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, zum Wechseln auf die Luchse-Bank.

Inmitten der ruppigen Nebelschlacht fanden die Mittenwalder zurück in die Begegnung und konnten das Spiel kurz vor Drittelende drehen. Die Gäste schlugen zwei Mal schnell und auf die selbe Art und Weise zu. Florian Gruber zündete einen Knaller von der blauen Linie aufs Luchse-Tor, den Jan Kumerics prallen lassen musste. Vielleicht war es der Nebel, durch den der Puck eine gute Sekunde unentdeckt im Münchner Torraum verbrachte. Es war erneut Corey Morgan, der die Scheibe als erstes lokalisieren konnte und zum Ausgleich über die Torlinie drückte. Ein unglückliches Gegentor, das sich wenige Sekunden später auch noch nahezu deckungsgleich wiederholte. Nur die Akteure wurden ausgetauscht – Johannes Mittermeier brachte den ersten Schuss aufs Tor, und wieder konnte niemand den Puck finden, bis EVM-Stürmer Peter Frank den Nachschuss aus nächster Nähe versenken konnte.

Innerhalb von fünfzehn Sekunden drehten die Gäste das Spiel und gingen mit einer 2-3 Führung in die Kabine. Schade für die Luchse, die eigentlich ihr wohl bestes Drittel der noch jungen Saison gezeigt hatten.

Fesselnd bis zur letzten Sekunde

Das letzte Drittel sollte die Krönung eines bis dahin schon sehr spannenden Eishockeyspiels werden. Hochmotiviert und dem Ausgleich fest im Blick starteten die Luchse entschlossen in den Schlussabschnitt. Die Gäste waren natürlich ebenso willig, die Führung über die Zeit zu bringen oder gar weiter auszubauen. Zu Drittelbeginn hatten die Gäste die etwas besseren Chancen und das erste Überzahlspiel des Abschnitts, das die Luchse jedoch unbeschadet überstehen konnten. Hier konnten sich die Münchner auf ihren Schlussmann Jan Kumerics verlassen, der ein starkes Spiel ablieferte. Bei 46 Schüssen auf das Münchner Tor wies Jan eine Fangquote von knapp 94% auf – eine ordentliche Hausnummer.

In den letzten zehn Minuten machten sich die frischen Beine auf der Münchner Bank nochmal bemerkbar. Das konstate Spiel mit vier Reihen zeigte seine Wirkung, denn die Luchse rannten und kämpften, während die dem Ende der Kräfte immer mehr entgegentaumelnden Gäste einfach nur versuchten, den Vorsprung über die Ziellinie zu wuchten. Eine große Hilfe bekamen die Mittenwalder in Form einer Strafzeit gegen den MEK zwei Minuten vor Abpfiff. Ein denkbar ungünstiger Moment für eine Strafe, da die Luchse damit das restliche Spiel mit einem Mann weniger verbringen würden.

Mittlerweile hielten es auf beiden Bänken weder Spieler noch Offizielle noch aus, das Spiel im Sitzen zu verfolgen. Zunächst mussten die Münchner zittern. Eine Minute vor Abpfiff feuerten die Gäste einen weiteren Schuss auf den Münchner Kasten, den Jan prallen lassen musste. Der Abpfaller landete bei einem Gästestürmer, der am linken Münchner Torpfosten bereit war, den Nachschuss zu versenken. Drei Gegentreffer waren allerdings mehr als genug für Jan, der auf dem Boden liegend im Stil von Dominik Hasek seine Fanghand nochmal hochbrachte und das sicher geglaubte 4-2 doch noch verhindern konnte.

Nach der Heldentat im Luchsetor nahm Vertretungscoach Joachim Karl-Zuppardo eine Auszeit, um seinen Jungs nochmal eine kurze Atempause vor dem letzten Angriff zu gönnen. Kurz darauf waren es die Gäste, denen das Herz in die Hose rutschte.
Trotz Unterzahl eroberten die Luchse den Puck ein letztes Mal und schafften es ins Angriffsdrittel. Am Ende eines tollen Spielzugs stand Edgars Opulskis so frei im Slot wie Raphael Cera vor seinem 1-1 Ausgleichstreffer, doch der zeitgleich mit der letzten Spielsekunde abgefeuerte Schuss wurde von Josef Kraus im EVM-Tor mit einer tollen Parade entschärft. Der Gästegoalie hielt den Auswärtssieg mit der Schlussirene fest, sodass die Mittenwalder mit drei Punkten im Gepäck ihre Heimreise ins Werdenfelser Land antreten konnten.

Kopf hochhalten!

Die Luchse hätten sich am vergangenen Samstag durchaus einen Punkt verdient gehabt. Die Einstellung hat gestimmt, der obligatorisch anmutende frühe Rückstand konnte vermieden werden, und das Spiel mit vier Reihen hat so gut wie selten zuvor funktioniert. Das einzige, was den Münchnern zu einem Sieg gefehlt hat, waren mehr Tore. Mit zwei Toren in zwei Spielen wird es schwierig, viel zu punkten. Dennoch sollten die Luchse nach einem solchen Abend keinesfalls die Schultern hängen lassen, sondern stolz auf eine Leistung sein, mit der der erste Saisonsieg eher nah als fern liegt.

Zum Schluss bedanken wir uns bei den 52 Zuschauern, die unser Heimspiel am vergangenen Samstag besucht haben, für die Unterstützung vor Ort!

Ausblick

Nach einem spielfreien Wochenende sind die Jungs vom MEK diese Woche wieder im Einsatz. Am Samstag, dem 20. November 2021, um 19:30 Uhr steigt das Rückspiel gegen den ESV Gebensbach. Das Spiel findet im Münchner Weststadion statt. Wir freuen uns über euren Besuch!

Statistik

Münchner EK „Die Luchse“ – EV Mittenwald 2-3 (0-1, 2-2, 0-0)

06. November 2021

Weststadion München

Zuschauer: 52

Aufstellungen:

Münchner EK „Die Luchse“

Kumerics, Berger – Van Gen Hassend, Steinmetz, Killinger (C), Langnickel (A), Schafroth, Schmidt, Hnat, Axtner, Schünemann – Wetterich, Cera, Günzel, Opulskis, Schorr, Reisinger, Bochnak (A), Klopstock, Steer, Mauch

EV Mittenwald

Kraus, Steinbrecher – Berndaner, Watford, Fichtl C. (A), Gruber, Mutz, Peiß, Schwinghammer, Neumeier – Frank, Gallenberger K., Gerstmeir, Morgan, Fleyss, Artus, Fichtl L., Mittermeier

Tore:

0-1 Morgan (ohne Assist, 19:28/SH2)

1-1 Cera (Steinmetz, Schorr, 23:45/PP1)

2-1 Steinmetz (Cera, Schafroth, 27:35/SH1)

2-2 Morgan (Gruber, 37:22)

2-3 Frank (Mittermeier, 37:36)

Schüsse:

Münchner EK „Die Luchse“: 29

EV Mittenwald: 46

Strafminuten:

Münchner EK „Die Luchse“: 14

EV Mittenwald: 16

 
Link: Der Luchse-Spielplan 2021/22
 
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