ESC Haßfurt – Schweinfurt „Mighty Dogs“ 5:7 (3:0, 1:4, 1:3)
„Die individuellen Fehler waren das Problem“. Ein kurzes, aber wohl treffendes Fazit, zog Haßfurts Trainer Martin Reichert nach dem dritten „Main-Derby“ in dieser Saison. Mit 5:7 zogen die „Hawks“ dabei zum zweiten Mal den Kürzeren gegen die Schweinfurter „Mighty Dogs“, die damit ihren Patzer von der Heimniederlage gegen Buchloe wettgemacht haben und weiter vom Aufstieg in die Bayernliga träumen können.
Dass die Hausherren diesem Traum – zumindest über weite Strecken der Partie – eine weitere große Delle hätten zufügen können, spielte nach der Schlusssirene, als die Mannschaft von Trainer Zdenek Vanc mit ihren gut 350 mitgereisten Schlachtenbummlern den letztlich hart umkämpften Erfolg feierte, in diesem Augenblick keine Rolle mehr. „Mission erfüllt“, lautete vielmehr das Motto. Dies wäre sicher zu verhindern gewesen, denn nach einem 4:4-Remis nach 40 Minuten war die Partie noch völlig offen. Dass die Hausherren eine im ersten Abschnitt erarbeitete komfortable 3:0-Führung durch gleich drei Überzahltreffer von Jan Trübenekr, Geburtstagskind Jakub Sramek und Michael Breyer (4./16./18.) wieder aus der Hand gaben, ärgerte verständlicherweise nicht nur die ESC-Fans. „Es ist halt immer schade, wenn ein Unentschieden oder sogar Sieg drin gewesen wäre. Und das war heute definitiv der Fall. Das ist das schlimme.“ Recht hat der 54-Jährige, denn die „Mighty Dogs“, die nach einer Auszeit unmittelbar nach dem 2:0-Rückstand Torwart Benjamin Dirksen mit dessen Ersatz Kevin Keßler tauschten, meldeten sich im zweiten Drittel eindrucksvoll zurück, woran auch Trainer Zdenek Vanc sicher seinen Anteil hatte. „Er hatte deutliche Worte gefunden“, räumte Marketing-Vorstand Steffen Reiser ein, dass es in der Kabine sehr laut zugegangen ist. Was zusammen mit der anschließenden Spielumstellung aber gefruchtet hat: Mit vier Treffern in Folge (die Torschützen waren zwei Mal Matthias Kohl, Marc Zajic und Stefan Trolda) stellte Schweinfurt die ersten 20 Minuten sozusagen auf den Kopf. Zumindest machte sich Haßfurts Topscorer Jakub Sramek an seinem 25. Geburtstag sich selbst und vor allem den „Hawks“ nur 43 Sekunden nach der Gästeführung ein tolles Geschenk: Nach einem kurzen Alleingang zeigte sich der Tscheche vor Schweinfurts Kevin Kessler wieder einmal abgebrüht und ließ diesem beim 4:4-Ausgleich – sein insgesamt 100. Scorerpunkt im 30. Pflichtspiel – keine Chance (34.). Dass aber Freud und Leid eng beisammen liegen, musste der Torschütze im Schlussabschnitt dann gleich zwei Mal schmerzlich erfahren: Ausgerechnet Sramek vertändelte, nachdem zuvor bereits ESC-Schlussmann Michael Tscherepanow aufgrund eines ebenso dicken Patzers die erneute ERV-Führung durch Marek Proks ermöglichte (52.), den Puck an den Schweinfurter Kapitän Dion Campbell. Der Kanadier ließ sich die Gelegenheit, auf 4:6 zu erhöhen, freilich nicht entgehen (54.). Zwar gelang ESC-Scorer Nummer 2, Michal Babkovic, im Gegenzug nochmals der Anschlusstreffer. Mit seinem zweiten sprichwörtlichen „Ausrutscher“ im eigenen Angriffsdrittel ermöglichte erneut Sramek einen schnellen Tempogegenstoß der Gäste. Stefan Trolda gab schließlich nach Zusammenspiel mit Michelle Amrhein den „Hawks“ den endgültigen „Knock out“ (56.).
Trotz allem zeigte sich Martin Reichert mit der Leistung der Mannschaft einverstanden. „Mit dem Spiel muss man zufrieden sein. Im ersten Drittel waren wir überlegen, haben super gespielt und dabei alles, was wir vor hatten, umgesetzt.“ Mehrere Knackpunkte seien dann „leider die individuellen Abspiel- und taktische Fehler“ gewesen, die „einfach nicht passieren“ dürfen. Für Steffen Reiser war es derweil ein für Schweinfurt „typisches Spiel. In den ersten 20 Minuten phlegmatisch, mit dummen Strafzeiten oder oft einen Schritt zu langsam. Sport“, betonte er, „spielt sich halt sehr stark im Kopf ab.“ Am Ende habe die Mannschaft die Partie gedreht. Der Sieg war aus seiner Sicht letztlich „hochverdient“. Über die Bayernliga wollte Reiser an diesem Abend jedoch keinen Gedanken verschwenden. „Wir reden nicht vom Aufstieg. Das ist alles noch auf Messers Schneide. Wir haben noch zwei Spiele vor der Brust, gleich am Freitag das nächste Derby.“ Er rechnet damit, dass die Partie im Schweinfurter „Icedome“ ebenso packend wird, wie am Sonntagabend.
Weitere Stimmen zum Spiel
Christian Dietrich, ESC-Kapitän: „Wir haben 3:0 geführt. Scheinbar war danach wieder irgendwas in der Mannschaft und Schweinfurt ist wieder zurückgekommen. Das hätten wir nicht zulassen dürfen. Am Ende war es ein heißer Kampf. Jeder wollte die Punkte, jeder wollte den Derbysieg. Letztlich hat Schweinfurt dann verdient gewonnen, weil wir einfach zu viele Fehler gemacht haben.“
Kevin Marquardt, Verteidiger „Mighty Dogs“: „Das erste Drittel haben wir verschlafen, sind danach aber richtig gut ins Spiel gekommen. Zuvor haben wir uns selbst das Leben schwer gemacht. Wir haben richtig gut Druck gemacht und unsere Chancen verwertet. Wir hätten wahrscheinlich noch einige Tore mehr machen können. Auf jeden Fall ein verdienter Derbysieg für uns.“
Statistik des Spiels
ESC Haßfurt: Tscherepanow, Dietz – Hora, Stahl, Marco Hildenbrand – Trübenekr, Lang, Babkovic, Franek, Sramek, Dietrich, Stach, Breyer, Vollert / ERV Schweinfurt: Dirksen, Keßler – Adam, Knaup, Heckenberger, Kleider, Faust, Schäfer, Marquardt – Kohl, Manger, Zajic, Campell, Trolda, Amrhein, Rabs, Proks / Schiedsrichter: Miel – Freist, Kaderabek / Zuschauer: 1161 / Tore: 1:0 (4.) Trübenekr (Sramek) 5-4, 2:0 (16.) Sramek (Lang) 5-4, 3:0 (18.) Breyer (Franek, Babkovic) 5-4, 3:1 (25.) Zajic (Kleider, Manger), 3:2 (27.) Kohl, 3:3 (32.) Trolda (Faust), 3:4 (34.) Kohl (Kleider), 4:4 (34.) Sramek (Marx), 4:5 (52.) Proks (Amrhein, Trolda), 4:6 (54.) Campell (Proks) 5-4, 5:6 (54.) Babkovic (Franek, Hora) 5-4, 5:7 (56.) Trolda (Amrhein) / Strafzeiten: Haßfurt 16 / Schweinfurt 20.
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