Es war eine dieser typischen Wutreden, die ja schon fast klassisch sind, im Mannschaftssport. Nach dem mageren und knappen 5:4-Sieg des EHC Waldkraiburg gegen den Tabellenvorletzten Dingolfing, hatte EHC-Trainer Mitch Pohl seiner Mannschaft mangelende Leistungsbereitschaft und daher eine falsche Einstellung zu ihrem Sport unterstellt: „so wie einige heute rum gefahren sind, das war eine Frechheit!" schimpfte Pohl am Freitag. Gleichzeitig kündigte er an- sollte sich am Einsatzwillen bis zum Spiel zwei Tage später gegen Bayreuth nichts Grundlegendes verändern- sich von einigen seiner Akteure zu trennen. Scheinbar hat seine Rede ihre Wirkung nicht verfehlt, denn nach großem Kampf siegten die „Löwen" am Sonntag beim Tabellenfünften EHC Bayreuth ebenfalls mit 5:4 und können damit ihr zweites 6-Punkte-Wochenende in der laufenden Spielzeit feiern.
Auf die Leistung seiner Spieler angesprochen resümierte Pohl nach der Begegnung: „das war überhaupt kein Vergleich zum Freitag. Gegen Dingolfing sind wir arrogant und überheblich aufgetreten und einige dachten, sie könnten den Gegner im Vorbeifahren wegschießen. Das geht eben gerade nicht. Gestern hat man gesehen, dass die Jungs von Anfang an bereit und gewillt waren, etwas zu bewegen. Auch wenn sie im ersten Drittel etwas Probleme hatten." Zwar brachte Martin Führmann die „Löwen" gegen die „Tigers" nämlich früh in Führung: nach nicht einmal drei Spielminuten traf der 27-Jährige zum ersten Mal für den EHC (02:43). Die Spieler vom Trainerteam Dietmar Habnitt und Ex-„Löwe" John Noob schlugen aber zurück: zunächst glich Davide Carbone den Spielstand aus (14:32), gut zwei Minuten später schoss Florian Zeilmann die Wagnerstädter zum ersten Pausenstand von 2:1 (16:56). Warum es in den ersten 20 Spielminuten für die Industriestädter so schwer war, Fuß zu fassen, liegt für EHC-Coach Pohl auf der Hand: „da merkte man einfach, dass wir Samstag nicht trainieren konnten. Schon zum zweiten Mal hintereinander war die Halle belegt. Das geht bei dem Niveau in dieser Liga aber einfach nicht, dass man samstags nicht trainiert." Nach Stefan Schmidts Führungsausbau auf 3:1 (22:48) hatten die „Tigers" alle Trümpfe auf ihrer Seite. Im Tigerkäfig roch es schon gewaltig nach der 15.Saisonniederlage der „Löwen", doch mit Nervenstärke und Einsatzbereitschaft- genau den Dingen, deren Fehlen Trainer Pohl am Freitag noch angeprangert hatte, kam der EHC zurück. Markus Schütz, der Stürmer mit leichter Formkrise in den letzten Spielen, meldete sich rechtzeitig zurück und brachte den EHC auf 2:3 heran (26:15), Philipp Spindler glich noch vor dem zweiten Pausentee zum 3:3 aus (30:27). Im Schlussdrittel musste der EHC Waldkraiburg dann den erneuten Rückstand hinnehmen und zwar auf überaus schmerzliche Weise, denn Bayreuth hatte dabei sogar einen Spieler weniger auf dem Eis: Sebastian Mayer hatte wegen „unkorrekten Körperangriffs" auf der Strafbank Platz nehmen müssen. Die „Tigers" brachte dies aber nicht aus der Ruhe und Andreas Geigenmüller traf auf Vorlage von Michal Bartosch zum angekündigten 3:4 aus Sicht der Gäste (45:04). Mitch Pohl reagierte „nach diesem dummen Fehler" und nahm kurz darauf seine Auszeit. Die Wahl seiner Worte muss gestimmt haben, denn 17 Sekunden später war Bayreuth-Keeper Julian Bädermann geschlagen. Der EHC Waldkraiburg hatte sich einfach noch nicht aufgegeben, kämpfte und erzwang die Fehler der Hausherren. Eine Leistung, die bei häufigerer Demonstration, besonders im heimischen Stadion, sicherlich den Weg in die Aufstiegsrunde geebnet und dem EHC zu mehr Zuschauern verholfen hätte. Jan Loboda erzielte nach seinem Treffer am Freitag gegen Dingolfing schließlich sein zweites, wichtiges Tor des Wochenendes zum erwähnten Ausgleich für den EHC Waldkraiburg (47:45). Sein Zuspiel, gut zehn Spielminuten später, ermöglichte schließlich Markus Schütz' zweiten Treffer des Abends und damit den Sieg für den EHC Waldkraiburg bei den „Tigers" in Bayreuth. Die Wutrede von Trainer Mitch Pohl am Freitag hatte also Wirkung gezeigt- sechs Punkte erlegen die „Löwen" an diesem Wochenende. Einen besseren Grund zum feiern hätte man Coach Pohl, der am Montag 42 Jahre alt wurde, wohl kaum geben können. Statistik: EHC Bayreuth : EHC Waldkraiburg: 4:5 (2:1/1:2/1:2), Tore: 0:1, 02:43, Führmann M. (Spindler P., Laschütza Th.), 1:1, 14:32, Carbone D. (Schmidt St.), 2:1, 16:56, Zeilmann F. (Maier Ch., Hausauer S.), 3:1, 22:48, Schmidt St. (Carbone D., Zeilmann F.), 3:2, 26:15, Schütz M. (Laschütza Th., Dylla E.), 3:3, 30:27, Spindler P. (Rohm St.), 4:3, 45:04, Geigenmüller A. (Bartosch M.), 4:4, 47:45, Loboda J. (Dylla E., Schütz M.), 4:5, 58:22, Schütz M. (Loboda J., Führmann M.). Strafzeiten: EHC Bayreuth: 22 Strafminuten + 10 Minuten Disziplinarstrafe (Bädermann J.), EHC Waldkraiburg: 18 Strafminuten. |