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Interview mit dem Vorsitzender Helge Pramschüfer
27.02.2008 - 13:40 - Vereine - ECDC Memmingen - veröffentlicht von Magnus Baier - Verfasser: Wolfgang Radeck
 
VON WOLFGANG RADECK | Memmingen Der Eishockey-Bayernligist ECDC Memmingen hat die Saison als Zweiter abgeschlossen, ehe in den Playoffs gegen Schweinfurt nach drei Niederlagen das Aus kam. Die Memminger Zeitung hat sich mit Indians-Chef Helge Pramschüfer über die Saison unterhalten.

Eine erfolgreiche Saison mit plötzlichem Ende. Könnte man es so zusammenfassen, Herr Pramschüfer?
Helge Pramschüfer: Genauso sehe ich das auch. Auch wenn ich gehofft hatte, dass wir ins Halbfinale einziehen. Die Mannschaft hat auch alles dafür gegeben, einen stolzen zweiten Platz in der Vorrunde geholt. Dass wir dann mit Schweinfurt den mit Waldkraiburg wohl stärksten Gegner erwischten, ist vielleicht etwas tragisch, aber so ist eben Sport.

Dennoch dürfte das Fazit des Clubbosses positiv ausfallen, oder?
Pramschüfer: Im Vergleich zum Vorjahr auf jeden Fall sehr positiv. Aber mit dem Ausscheiden im Viertelfinale in drei Spielen bin ich nicht ganz einverstanden. Erst in zwei, drei Wochen sieht man wahrscheinlich nur noch das Gute. Ich denke da gerne an die die tollen Auftritte gegen Ulm, Sonthofen sowie im ersten Playoff-Spiel gegen Schweinfurt.

Weniger positiv war die Trainerentlassung.
Pramschüfer: Klar, aber ich hatte das Gefühl, dass sich Mannschaft und Trainer nichts mehr zu sagen hatten. Das erste Spiel in den Playoffs gegen Schweinfurt und vor allem der Auftritt in Schweinfurt waren bezeichnend. Im dritten Spiel hat die Mannschaft alles gegeben, da hätten eigentlich gewinnen müssen, dann wäre es vielleicht die richtige Entscheidung gewesen. Im Nachhinein war es sicher nicht ganz fair gegenüber Ibelherr, der eine gute Arbeit geleistet hat.

Hätte dieser Schritt nicht früher oder dann in dieser Saison gar nicht mehr erfolgen müssen?
Pramschüfer: Vielleicht wäre der Zeitpunkt nach dem Pfronten-Spiel der richtige gewesen, hier sind die Zerwürfnisse schon größer geworden. Aber wie gesagt - eigentlich waren wir mit der Arbeit zufrieden, aber zum Schluss hat er die Mannschaft immer weniger erreicht. Aber nochmals: Ibelherr ist mit dem Team immerhin Zweiter der Vorrunde geworden.

Wer wird neuer Trainer?
Pramschüfer: Es gibt eine ganze Anzahl an Kandidaten, einigen wurde aber schon abgesagt - beispielsweise Stanislav Hlozek vom Höchstadter EC. Und übrigens: Michael Bielefeld war nie ein Thema. Das war ein Gerücht, weil er in der Halle war. Er war aber hier, weil er einfach noch enge Verbindungen zu einigen Spieler hat. Vielleicht streben wir auch eine interne Lösung an. Ein heißer Kandidat ist Sergejs Boldavesko, aber daneben haben wir auch noch ein ganz anderes heißes Eisen im Feuer.

Wann fällt eine Entscheidung?
Pramschüfer: Ich möchte das bis Mitte März geklärt haben. Da geht die Mannschaft auf Abschlussfahrt, und da möchte ich den Jungs sagen, wer neuer Trainer wird.

Zurück zur Saison 2007/2008: 1100 Zuschauer im Schnitt in der Vorrunde, und dann nochmals eine Steigerung in den Playoffs - ist das noch zu toppen?
Pramschüfer: Partien wie gegen Ulm mit über 2600 Fans sind schwer zu überbieten. Da habe ich gemerkt, dass die Memminger wieder heiß aufs Eishockey sind. Weil die Besucherzahlen am Anfang der Saison nicht so hoch waren, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir mehr und vor allem neue Zuschauer erreichen - ich denke, das ist gelungen. Wir werden aber diese Euphorie nicht erkaufen und über unseren Etat hinaus investieren.

Könnte das Interesse der Fans vielleicht liegen, dass es dem Verein gelungen ist, zu vermitteln, dass ein Aufstieg nicht das allerwichtigste ist beziehungsweise eine Oberliga in der jetzigen Konstellation unerreichbar oder unsinnig ist?
Pramschüfer: Unsinnig ist treffend. Unerreichbar war die Oberliga nicht. Hätten wir uns, so wie beispielsweise Schweinfurt, im Nachhinein verstärkt, behaupte ich, würden wir noch spielen und wohl auch aufsteigen. Aber wohin? In eine Oberliga, wo die Fahrten nach Bremerhaven oder Rostock gehen? Dafür benötigt man mehr oder weniger eine Profitruppe - und die ist in Memmingen nicht bezahlbar.

Also bleibt es bei der Bayernliga?
Pramschüfer: Wenn sich die Struktur der Oberliga ändert, sprich eine richtige Süd-Oberliga, dann ist es auch für uns ein Thema. Blicken wir doch mal zu den letztjährigen Aufsteigern Passau und Deggendorf. Die sind Letzter und Drittletzter und vor allem bestimmt nicht glücklich mit den Zuschauerzahlen - die spielen vor 500 und 700 Zuschauern. Da sind wir besser dran. Und ich möchte auch noch anfügen - und das find ich toll -, dass es bei den Memminger Fans heuer das Wort oder die Forderung „Oberliga" nicht gab. Wer weiß aber, wie lange es akzeptiert wird.

 

Dieses Interview wurde uns von der Memminger Zeitung zur Verfügung gestellt.

 
Link: ECDC Memmingen
 
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