„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“ – Feier(tags)- Stimmung herrschte gestern Abend am Kieferndorfer Weg. Der Grund: In einer Partie ohne Leerlauf haben die Eishockey-Cracks des Höchstadter EC den starken ESV Königsbrunn mit 5:3 besiegt und die Führung in der Bayernliga ausgebaut.
Auf dem ersten Platz dürfen sich die Alligators nun während der elftägigen Silvesterpause ausruhen – mit Genehmigung von Trainer Jan Cizek: „Ich habe ihnen die erste Woche komplett frei gegeben, das haben sie sich verdient.“ Der Trainer des „erwartet schweren Gegners“ (HEC-Präsident Axel Rogner), Marian Hurtik, hatte „sehr schönes, spannendes Eishockey für das Publikum“ gesehen, war aber nach der Partie ein „bisschen traurig“, weil seine Mannschaft für ihr Spiel mit „Kampf und Herz“ nicht belohnt worden war. In Richtung Cizek sagte der 54-Jährige: „Besser ward ihr nicht. Ein Punkt hätte ruhig nach Königsbrunn gehen können.“ Belagerungs-Eishockey boten die beiden Kontrahenten in den ersten 20 Minuten. Zwischen den blauen Linien hielt sich der Puck nur selten auf, denn 16 Minuten lang rannten die Höchstadter gegen die Königsbrunner Defensivmauer und strapazierten die Eisfläche im eigenen Angriffsviertel, und die restlichen Minuten – genau für zwei Höchstadter Strafzeiten – versuchten die Gäste im Sturm ihr Glück. Konter fanden nicht statt – zu sehr waren die abwehrenden Teams mit der Verteidigung beschäftigt. Ärgerlicher Weise für Cizek war der Ertrag für den ungleichen Aufwand auf beiden Seiten das Gleiche: jeweils ein Tor. Die Führung für die „Pinguine“ resultierte aus einer Strafzeit für Geburtstagskind Petr Cerny. Als der 29-Jährige nämlich in der 13. Min. in der Kühlbox fror, musste er mit ansehen, wie Marek Cmunt an der blauen Linie einen Zweikampf gewann und mit seinem Schuss auch den erneut reaktionsschnellen Torhüter Kai Fischer bezwang. Auch das überfällige Tor für die überlegenen Hausherren fiel im Powerplay, doch brauchten diese schon zwei Mann mehr auf dem Eis, um Torhüter Clemens Heringer erstmals zu überwinden. Torschütze war zwar einmal mehr Verteidiger Daniel Sikorksi, doch das 1:1 ging mindestens zur Hälfte auf das Konto von Zbynek Kukacka, der clever zwei Meter vor dem Gästegoalie gewartet hatte, bis in dessen Rücken sein Mitspieler auftauchte, den er geschickt bediente (17.). Damit war die ESV-Festung zum ersten Mal genommen, der Bann gebrochen. Verschnaufpause bestraft
Das 2:1 ließ auch nicht mehr so lange auf sich warten: Knapp drei Minuten waren im zweiten Abschnitt gespielt, da stocherte Mike Endt den Puck an Heringer vorbei und Martin Ekrt gab ihm den letzten Schubser in den Kasten. Nach dem zähen Anrennen im Auftaktdrittel meinten die Alligators eine Verschnaufpause nicht nur verdient zu haben, sondern sich auch leisten zu können – ein Irrglaube, der schwer bestraft wurde. Weil Höchstadt die Zügel schleifen ließ, übernahmen die Gäste gerne das Kommando und bewiesen wieder, wie effizient sie agieren können: fünf Minuten gut gespielt, zwei Tore erzielt. Erst schummelte sich Michael Polaczek an Endt vorbei und den Puck aus spitzen Winkel zwischen den Schlittschuhen von Fischer und dem Pfosten ins Netz (28.), dann markierte Andreas Schwimmbeck mit einem Flatterschuss das 2:3 (31.). Jetzt begann das Geduldsspiel für Höchstadt von neuem: Sturm auf das ESV-Tor. Der wieder als Verteidiger eingesetzte Johannes Oeser hatte dafür nicht die Nerven. Der 23-Jährige schnappte sich in der 35. Min. den Puck, fuhr ein paar „Pinguine“ schwindelig und schloss dann trocken zum Ausgleich ab. Das Schlussdrittel wurde zum offenen Schlagabtausch. Die zwei gleichstarken Kontrahenten standen sich wie zwei Boxer Auge in Auge gegenüber und holten zum entscheidenden Schlag aus. Dieser gelang letztlich dem HEC durch eine geniale Einzelaktion. Routinier Kukacka wog den Königsbrunner Verteidiger in Sicherheit, schlenzte die Scheibe dann aber doch noch von der linken Bande in den rechten Torwinkel zum 4:3. Danach schalteten die Grün-Weißen keinen Gang zurück, sondern konzentrierten sich lediglich auf die Defensive und beschränkten sich im Spiel nach vorne auf kleine Nadelstichangriffe. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, forderten die heimischen Fans und wurden nicht enttäuscht. Mit Fäusten und Ellenbogen räumten die Höchstadter vor Fischers Kasten auf und ließen nichts mehr anbrennen. Nur einmal brauchten sie etwas Glück, als Hägele den Puck zwei Meter vor dem freien Tor nicht erreichte. Als Königsbrunn für Heringer einen Feldspieler brachte, warfen sich die Hausherren ins Zeug und in die Schüsse, so dass es statt ESV-Chancen am Ende noch ein hübsches HEC-Geschenk für die enttäuschend wenigen 611 Besucher gab. Der zum Führungsspieler gereifte Ekrt erzielte nämlich eine Sekunde vor Schluss mit einem coolen Rückhand-Schlenzer ins leere Tor das 5:3. „Heute muss ich den Hut ziehen“, war Coach Cizek stolz auf seine Truppe.
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